kantorei

Die Geschichte der Kantorei

Die Kantorei der Christuskirche wurde 1949 von Professor Alexander Wagner (1926–2019) gegründet und von diesem bis zur Amtsübergabe an Burkhard Geweke (* 1960) im Jahr 1994 geleitet.

Als Kantorei einer reformierten Kirchengemeinde fühlt sie sich der „reformierten“ Kirchenmusik, insbesondere dem Genfer Psalter, in besonderer Weise verpflichtet. Ausgehend von Motetten des 16. und 17. Jahrhunderts hat Professor Wagner sehr bald Werke des 20. Jahrhunderts ausgewählt, die der alten Musik gegenübergestellt wurden. So hat sich der Chor nach und nach ein umfangreiches Repertoire erarbeitet, das sich ausschließlich über die textliche und musikalische Qualität der Kompositionen und nicht über bekannte Namen der Musikgeschichte definiert. So wurden neben Heinrich Schütz, J. S. Bach, Johannes Brahms und Hugo Distler auch Werke unbekannterer Komponisten wie u. a. Joachim v. Burck, Leonhard Lechner, Rogier Michael, Johannes Driessler und Hans Humpert aufgeführt. Die Kantorei entwickelte sich unter der außergewöhnlichen und inspirierenden Leitung von Professor Wagner zu einem der führenden Chöre der Region, dessen Klang weit über Detmold hinaus bekannt wurde. Neben dem A-cappella-Repertoire bzw. Werken mit wenigen Begleitinstrumenten hat sich die Kantorei seit 1974 verstärkt auch oratorischen Aufgaben gewidmet.

Burkhard Geweke hat die Leitung des Chores 1994 übernommen und sich die Kriterien der Werkauswahl abseits ausgetretener Pfade ebenfalls zu eigen gemacht, dabei jedoch stilistisch eigene Akzente gesetzt. So führte er mit der Kantorei neben Mozarts Requiem (ergänzt durch die Kantate Et la vie l'emporta von Frank Martin) auch dessen c-Moll-Messe und Rossinis Petite Messe Solennelle auf und erweiterte das A-cappella-Repertoire im 19. Jahrhundert um Komponisten wie Peter Cornelius, Moritz Hauptmann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Gustav Schreck etc.

Ferner pflegt er in besonderem Maße die Literatur für Chor und Orgel, aus der sicherlich die Aufführung der Messe solonelle cis-Moll von Louis Vierne, der Laudes organi von Zoltán Kodály, die Uraufführung der Motette Das neue Jerusalem des Detmolder Komponisten Hinrich Luchterhandt sowie die deutsche Erstaufführung der Laudes organi des Schweizer Komponisten und Organisten Lionel Rogg herausragen. Enger musikalischer Freund und Partner war dabei immer Christoph Grohmann. Diese Verbindung bestand seit Ende der siebziger Jahre und endete erst mit dem Tod des Organisten 2023 nach einem tragischen Verkehrsunfall.

Weite Beachtung fand die Kantorei nicht nur durch zahlreiche Konzertreisen im In- und Ausland (u.a. Ungarn und die Schweiz), sondern auch durch zahlreiche Aufnahmen für Tonträger sowie die Zusammenarbeit mit Rundfunk- und Fernsehanstalten; so wurden z.B. vom Westdeutschen Rundfunk im Herbst 2003 vier Sendungen der Reihe „Lieder im Advent“ für das 1. Fernsehprogramm (ARD) produziert.

Zu Pfingsten 2006 übernahm die Kantorei der Christuskirche die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes im Mozart-Jubiläumsjahr, den die ARD aus der Christuskirche Detmold übertrug, und fand dabei national und international ein überaus positives Echo.

2009 produzierte die Kantorei der Christuskirche eine weitere CD mit Motetten, Liedsätzen und Choralbearbeitungen zum Genfer Psalter. Unter dem Titel „Mein ganzes Herz erhebet sich“ finden sich Kompositionen aus fünf Jahrhunderten. Sowohl a cappella, im historischen Klanggewand mit Gamben, Zinken und Laute als auch in Begleitung moderner Blechblasinstrumente und Orgel ist eine bislang einmalige Vielfalt von Kompositionen zu den bedeutenden Melodien der Reformationszeit zu hören.

In den letzten Jahren prägten inhaltlich dicht konzipierte Veranstaltungsreihen die Arbeit der Kantorei. „Passion 2014“ war eine Folge von Gottesdiensten, Vorträgen und Konzerten, die in sechs Wochen eine Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach vorbereitete. Der musikalische Bogen reichte von der Renaissance bis zur Uraufführung; neben klassischen Konzertformaten gab es ein Jazz-Konzert und ein szenisches Orgelkonzert für Kinder. Immer gab es Verbindungen zu Bachs Matthäuspassion, über deren Themen im Rahmen der Passionsandachten auf der Orgel auch improvisiert wurde.

Das Oratorium In terra pax von Frank Martin gab 2015 einer Reihe den Namen, die an das Ende des zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren erinnerte. In einem Oratorienkonzert führte die Kantorei als Kooperationsprojekt mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik Herford neben diesem Werk Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Paul Hindemith auf. In einem weiteren Konzert erklangen Chorwerke a cappella und Orgelmusik, u.a. Komm, Jesu, komm von Johann Sebastian Bach, Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen von Johannes Brahms und Wie liegt die Stadt so wüst von Rudolf Mauersberger.

Im Herbst 2022 beschäftigte sich eine musikalische und theologische Veranstaltungsreihe unter dem Titel „unvollendet – vollendet“ mit Musik und Texten zum Thema Ewigkeit und Trost. Im Abschlusskonzert erklang das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, ergänzt durch Werke von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Johannes Brahms.

Trägt die Kantorei auch den Namen der Christuskirche so war und ist sie doch zu allererst der Chor der gesamten Kirchengemeinde Detmold-West und gestaltet als solcher regelmäßig Gottesdienste und Sonderveranstaltungen in allen Kirchen der Gemeinde mit.